12/05/2023
- Bedarfsgerechte Finanzierung
- Krankenhausschließungen stoppen
- Gesundheitswesen in öffentliche Hand
- Mehr Personal und bessere Bezahlung
- Fallpauschalen abschaffen
- Pflegebedürftigkeit darf nicht zu Armut führen
Hier findet ihr unseren Redebeitrag:
Wir haben lange überlegt, wie wir diesen Redebeitrag gestalten wollen. Was soll der Schwerpunkt sein? Wir können natürlich darüber sprechen, dass die DRGs die Menschlichkeit in der Behandlung weggenommen haben. Dass nicht mehr die Patient:innen im Mittelpunkt stehen, sondern jede behandelnde Person die Wirtschaftlichkeit der Behandlung im Nacken hat. Wir können auch über die Reform sprechen. Ob sie uns wirklich weiterbringt, ob sie unsere Situation verbessert.
Worauf wir jedoch den Fokus setzen möchten, ist die Zusammenarbeit innerhalb des Gesundheitswesens.
Zusammenarbeit geht weit über das gemeinsame Kaffeetrinken zur Verbesserung des Arbeitsklimas hinaus. Es bedeutet auch, sich Zeit für offene und konstruktive Gespräche zu nehmen, in denen unterschiedliche Meinungen und Diskussionen über den weiteren Behandlungsverlauf Raum finden. Zusammenarbeit impliziert, dass wir uns gegenseitig auf Fehler hinweisen dürfen, ohne dass die Position eine Rolle spielt. Es beinhaltet die Bereitschaft, Hilfe anzubieten und diese anzunehmen. Zusammenarbeit steht dafür, Bedürfnisse zu teilen und auf diese einzugehen, sodass niemand die Last schwerer Schicksale alleine tragen muss.
Ohne Pflege, Physiotherapie und Rettungskräfte haben wir Mediziner:innen erst recht keine Chance, Menschen als Menschen zu behandeln und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Es ist wichtig, dass wir Hand in Hand arbeiten und uns gegenseitig in schwierigen Situationen unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen und Pflegekräften ist essentiell für eine individualisierte Behandlung der Patient:innen.
Nur reicht das alleine nicht aus! Wir brauchen Unterstützung. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das die Menschen heilt und sie nicht krank macht. Uns selbst nicht krank macht! Ein Gesundheitssystem, das auch die Gespräche honoriert und uns die Möglichkeit gibt, Menschen zu motivieren, präventiv an ihrem Leben mitzuwirken.
Wer hört den Patient:innen noch zu? Wer erklärt in verständlichen Worten, wozu die nächste Untersuchung gut ist? Wer zeigt den Eltern, dass ihr Kind trotz der Erkrankung nicht so zerbrechlich ist wie es scheint? Wer steht den Menschen nach einer schweren Diagnose zur Seite? Wer befeuchtet noch ein letztes Mal die trockenen Lippen des sterbenden Menschen?
Wir… eigentlich. Wenn wir nicht gerade im Nebenzimmer sind, nicht gerade dokumentieren, nicht gerade die Patientin in den OP schieben müssen. Wir, wenn wir nicht gerade so viele Dinge gleichzeitig tun müssten. Wir können nicht da sein, obwohl das die Gründe sind, weshalb wir diesen Beruf gewählt haben.
Es fällt uns allen schwer, zu streiken, weil wir somit Menschenleben gefährden könnten. Wir können nicht einfach einen Tag das Schmerzmittel nicht verabreichen, eine verunglückte Person am Unfallort liegen lassen oder Patient:innen kein Essen anreichen.
Wenn wir jedoch für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal streiken, kämpfen wir für eine menschenwürdige Pflege für beide Seiten. Für die Patient:innen und für die Pflegenden! Dadurch setzen wir uns auch für personalisierte Medizin ein, die das Individuum in den Vordergrund stellt.
Es ist wichtig, dass wir hier gemeinsam stehen – wichtig für uns und für alle, die auf uns angewiesen sind.
Danke, dass wir heute hier gemeinsam kämpfen!